Zuckerersatz

Wie wirken Zucker, Süßstoff und Zuckeraustauschstoffe im Körper?

Zucker hat einen schlechten Ruf, deshalb wird er immer öfter durch Süßungsmittel ersetzt. Vor allem in Light-Produkten werden statt Zucker Süßungsmittel verwendet. Sie werden damit beworben, dass man sie auch dann essen oder trinken kann, wenn man Gewicht reduzieren oder sein Gewicht halten möchte. Klingt gut, aber ist es das auch für den Körper? Wir beleuchten heute einmal die drei süßenden Zutaten Zucker, Süßstoff und Zuckeraustauschstoffe.

Zucker 

Zucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate. Alle Kohlenhydrate bestehen aus einem oder mehreren Zuckereinheiten. Kohlenhydrate, und hier besonders die Einfach- und Zweifachzucker, sind der schnellste und auch der bevorzugte Energielieferant unseres Körpers. Zucker hat also eine sehr wertvolle Funktion für unseren Organismus, denn er braucht Energie für jeden aktiven Stoffwechselvorgang. Zucker ist beim Körper heiß begehrt, das ist der Grund, warum er uns auch so gut schmeckt. Warum ist Zucker dann so in Verruf geraten? 

Normalerweise kommt Zucker in der Natur verpackt mit Wasser, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen daher, so ein Lebensmittel versorgt uns also nicht nur mit Energie, sondern auch mit wichtigen Mikronährstoffen. Und da die Ballaststoffe die schnelle Aufnahme des Zuckers aus dem Darm ins Blut bremsen, wird der Zucker auch nicht so schnell vom Körper aufgenommen.

Haushaltszucker und andere von der Lebensmittelindustrie eingesetzte Einfach- und Zweifachzucker wurden von allen anderen Nährstoffen in einem mehrstufigen Verarbeitungsprozess befreit. Wenn wir diesen raffinierten Zucker essen, bekommt unser Körper zwar viel Energie, aber keine der anderen wertvollen Nährstoffe, die wir genauso brauchen. Große Mengen Zucker in unserem Blut sind außerdem problematisch, weshalb der Körper immer, wenn wir Kohlenhydrate essen, das Hormon Insulin ausschüttet, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Insulin ist ein Hormon, das auch die Speicherung von Fettreserven im Körper bewirkt. Solange der Insulinspiegel im Blut hoch ist, wird also mehr Fett gespeichert, als abgebaut wird, da der Körper zur Energiegewinnung jetzt viel Zucker zur Verfügung hat und das im Körper gespeicherte Fett in geringerem Ausmaß zur Energiegewinnung benötigt. 

Deshalb ist es empfehlenswert, den Konsum von raffiniertem Zucker gering zu halten, vor allem, wenn man abnehmen möchte. Doch auch wenn ein Mensch nicht Gewicht reduzieren möchte, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nicht mehr als 10 % der Tagesenergie in Form von raffiniertem Zucker zu essen. Das entspricht je nach Energiebedarf höchstens 50 bis 100 g Milchschokolade oder ca. 350 bis 800 ml Cola.

Was gehört zu den Einfach- und Zweifachzuckern?

  • Fruchtzucker/Fruktose(sirup)
  • Traubenzucker/Glukose(sirup)
  • Glukose-Fruktose-Sirup
  • Saccharose/Haushaltszucker
  • Milchzucker/Laktose

Vorteile:

  • liefert sofort verfügbare Energie für den Körper

Nachteile:

  • Abbau von Körperfett wird gebremst
  • raffinierter Zucker liefert keine anderen wichtigen Nährstoffe
  • kann Karies verursachen

Zuckerersatz

Da wir Süßes ohne die Nachteile, die isolierter Zucker mit sich bringt, genießen wollen, kommen vielfach künstlich hergestellte oder natürlich vorkommende Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe zum Einsatz. 

Gerade Diabetiker verwenden Süßungsmittel, um hohe Blutzuckerspiegel zu vermeiden, laut Wiebe et al. (2011) haben Süßungsmittel jedoch keine langfristige Vorteile für Diabetiker. Es ist sogar die Rede davon, dass große Mengen künstlicher Süßungsmittel die Zusammensetzung der Darmflora verändern und dadurch die Toleranz der Körperzellen gegenüber Zucker verschlechtern, was zu hohe Blutzuckerwerte führt (Suez et al., 2014; Ruiz-Ojeda et al., 2019).

Ob der Verzehr von Süßungsmitteln bewirkt, dass der Körper das Hormon Insulin ausschüttet, ist nicht abschließend geklärt. Der süße Geschmack alleine ist jedenfalls nicht ausreichend (Teff et al. 1995; Renwick, Molinary, 2010), um eine Ausschüttung des Hormons zu bewirken.

Süßstoff

Süßstoffe sind synthetische oder natürliche Stoffe, die süß schmecken, jedoch nicht zur Energiegewinnung vom Körper genutzt werden können. Die süßende Wirkung von Süßstoffen übertrifft die Süßkraft von weißem Haushaltszucker um das 30-fache bis 37.000-fache (European Food Safety Authority, 2013).

Süßstoffe zählen nicht zu den Nährstoffen, da sie für den Körper keine Funktion haben, deshalb werden Süßstoffe kaum vom Körper aufgenommen, sie verbleiben größtenteils im Darm. Wasser aus den Darmzellen wird in den Darm gezogen, um die Konzentration von der in Flüssigkeit gelösten Teilchen zwischen den Zellen der Darmwand und dem Inneren des Darms auszugleichen. Daher führt der Verzehr einer größeren Menge Süßstoff zu Durchfall. 

In Studien konnte nicht eindeutig gezeigt werden, dass Menschen, die statt Zucker Süßstoff konsumieren, Gewicht reduzieren können. Das Problem dabei ist oft, dass die Kalorien, die bei zuckerfrei gesüßten Produkten eingespart werden, durch erhöhten Konsum anderer Produkte ausgeglichen werden. (Wiebe et al., 2011)

Was zählt zu den Süßstoffen?

  • Aspartam
  • Stevioside/Stevia
  • Acesulfam
  • Cyclamat
  • Saccharin
  • Sucralose
  • u.a.

Nachteile: 

  • abführende Wirkung
  • Darmfloradysbalance
  • kein Nutzen für den Körper

Vorteile: 

  • verursacht keinen Karies
  • durch die hohe Süßkraft der Stoffe sind geringe Mengen ausreichend

Zuckeraustauschstoffe

Zuckeraustauschstoffe sind chemisch gesehen Zuckeralkohole, die auch in Obst und Gemüse vorkommen. Sie können vom Körper zur Energiegewinnung herangezogen werden, haben einen geringeren Brennwert als Zucker (2,4 kcal pro Gramm, also rund halb so viel wie Zucker). 

Kleinen Mengen Zuckeraustauschstoffe wirken wie Präbiotika bei gesunden Menschen, sie dienen also als Nahrung für unsere wertvollen Darmbakterien. Größere Mengen können Symptome wie Blähungen und Bauchschmerzen hervorrufen. Zuckeraustauschstoffe werden nur teilweise vom Darm aufgenommen, deshalb wirken sie in größeren Mengen genommen abführend, da sie Wasser in den Darm ziehen und den Stuhl verflüssigen. (Lenhart, Chey, 2017)

Was zählt zu den Zuckeraustauschstoffen?

Nachteile: 

  • abführende Wirkung
  • Darmfloradysbalance

Vorteile: 

  • verursacht keinen Karies

Warum ist es nicht unbedingt sinnvoll, statt Zucker Süßungsmittel zu verwenden?

  1. Es bleibt die Gewöhnung an den süßen Geschmack bestehen.
  2. Produkte, die Süßungsmittel enthalten, verleiten dazu, mehr von diesen oder mehr von anderen Produkten zu essen, sodass man insgesamt keine Kalorien einspart (Tey et al., 2017)
  3. Süßungsmittel liefern keine oder nur sehr wenig Energie, somit haben sie für den Körper keinen Nutzen. Der Sinn des Essens besteht für den Körper darin, dass er mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt wird, damit alle Stoffwechselvorgänge funktionieren können. Süßungsmittel benötigt der Körper nicht.
  4. Süßungsmittel im Übermaß können abführend wirken, das heißt, sie können zu Durchfall führen. Häufiger Durchfall ist in jedem Fall ernst zu nehmen, da es zu ungewolltem Wasser und Mineralstoffverlusten kommt und die Bakterien im Darm in großer Zahl weggespült werden. Die Bakterien im Darm sind aber wichtig für das körperliche Wohlbefinden, eine gut funktionierende Verdauung und ein wichtiger Teil des Immunsystems im Darm.
  5. Die Darmflora wird verändert (Suez et al., 2014; Ruiz-Ojeda et al., 2019)
  6. Es ist nicht eindeutig belegt, dass bei der Verwendung von Süßungsmitteln statt Verwendung als Zuckerersatz einen normalen Blutzuckerspiegel erhalten oder ein normales Körpergewicht erhalten bzw. das Körpergewicht normalisieren. (European Food Safety Authority, 2013)

Quellen: 

Emamat, H., Ghalandari, H., Tangestani, H., Abdollahi, A. & Hekmatdoost, A. (2020). Artificial sweeteners are related to non-alcoholic fatty liver disease: Microbiota dysbiosis as a novel potential mechanism. EXCLI Journal, 19, 620–626. https://doi.org/10.17179/excli2020-1226

European Food Safety Authority. (2013). Scientific Opinion on the safety of advantame for the proposed uses as a food additive. EFSA Journal, 11(7). https://doi.org/10.2903/j.efsa.2013.3301

European Food Safety Authority. Süßungsmittel, European Food Safety Authority. Zugriff am 29.09.2022. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/sweeteners

Lenhart, A. & Chey, W. D. (2017). A Systematic Review of the Effects of Polyols on Gastrointestinal Health and Irritable Bowel Syndrome. Advances in Nutrition (Bethesda, Md.), 8(4), 587–596. https://doi.org/10.3945/an.117.015560

Renwick, A. G. & Molinary, S. V. (2010). Sweet-taste receptors, low-energy sweeteners, glucose absorption and insulin release. The British Journal of Nutrition, 104(10), 1415–1420. https://doi.org/10.1017/S0007114510002540

Ruiz-Ojeda, F. J., Plaza-Díaz, J., Sáez-Lara, M. J. & Gil, A. (2019). Effects of Sweeteners on the Gut Microbiota: A Review of Experimental Studies and Clinical Trials. Advances in Nutrition (Bethesda, Md.), 10(suppl_1), S31-S48. https://doi.org/10.1093/advances/nmy037

Suez, J., Korem, T., Zeevi, D., Zilberman-Schapira, G., Thaiss, C. A., Maza, O. et al. (2014). Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature, 514(7521), 181–186. https://doi.org/10.1038/nature13793

Teff, K. L., Devine, J. & Engelman, K. (1995). Sweet taste: Effect on cephalic phase insulin release in men. Physiology & Behavior, 57(6), 1089–1095. https://doi.org/10.1016/0031-9384(94)00373-D

Tey, S. L., Salleh, N. B., Henry, J. & Forde, C. G. (2017). Effects of aspartame-, monk fruit-, stevia- and sucrose-sweetened beverages on postprandial glucose, insulin and energy intake. International Journal of Obesity, 41(3), 450–457. https://doi.org/10.1038/ijo.2016.225

Wiebe, N., Padwal, R., Field, C., Marks, S., Jacobs, R. & Tonelli, M. (2011). A systematic review on the effect of sweeteners on glycemic response and clinically relevant outcomes. BMC Medicine, 9, 123. https://doi.org/10.1186/1741-7015-9-123

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